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Das neue Gruuthusemuseum auf einen Blick

7 Mai 2019

Im neuen Gruuthusemuseum wird die Geschichte von Brügge anhand von hunderten historischen Objekten erzählt. Es werden drei Perioden behandelt.

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Longread 19de eeuw glasraam Dobbelaere foto Dominique Provost

Mittelalter

Brügge war im Mittelalter eine Drehscheibe des internationalen Handels. Es war der ideale Nährboden für Handwerker und Künstler. Sie bekamen die Chance, für eine fragende Partei, wie beispielsweise den burgundischen Hof und seine vielen Netzwerke nach Verfeinerung und Perfektion zu streben. Dies widerspiegelt sich auch in der Sammlungspräsentation. Man kann viele große Stücke bewundern: das Bild von Philipp dem Schönen als Heiligem Georg, Glasfenster aus dem Rathaus und die Zunftkapelle der Maler und Glasmaler, Wandteppiche, Gemälde, Mobiliar. Aber es sind auch kleine und verfeinerte Juwelen, mittelalterliches Spielzeug oder Haarspangen aus Elfenbein zu sehen, die die reiche Kultur in dieser Periode zeigen.

Longread 18de eeuw porseleinen kan XXI O 1659 foto Dominique Provost

17. und 18. Jahrhundert

Brügge war eine Metropole im Mittelalter, aber auch im 17. und 18. Jahrhundert fällt die Produktion und das Streben nach verfeinerten Produkten nicht still - im Gegenteil. Die Entdeckung der neuen Welt bringt neue exotische Produkte auf den Markt, wie beispielsweise Schokolade, Kaffee und Tabak. Diese erfordern neues Geschirr, Porzellantassen, Silberkannen, usw. Ein weiterer wichtiger Auftraggeber in der Periode der Gegenreformation ist die Kirche. In ihrem Kampf gegen den Protestantismus möchte die Kirche ihre Macht auch materiell unterstreichen. Da Ergebnis ist der üppige Barock: reichlich verzierte Holzschnitzerei, wie z. B. Schränke, Kommunionsbänke, aber auch reich verzierte Silberkelche.

Longread Gruuthuse foto Jan DHondt

19. Jahrhundert

Am Ende des 19. Jahrhunderts ist das hochstehende fachmännische Können des Mittelalters eine Inspirationsquelle für die neogotische Bewegung. Sie betrachten die Kunst- und Kulturproduktion von damals als großes Vorbild. Die ehemalige ‘Société Archéologique de Bruges’ ist die Grundlage des Gruuthusemuseum, wie wir es heute kennen. Sie stimuliert die Stadt, um das Gruuthusepaleis zu kaufen, damit sie ihr Museum darin unterbringen kann. Weil es sich in einem schlechten Zustand befindet, bekommt Architekt Louis Delacenserie den Auftrag, das Gebäude zu restaurieren. Er erledigt dies gründlich gemäß den neugotischen Grundsätzen. Die Restaurierung von heute wurde mit Aufmerksamkeit für Delacenseries Arbeit ausgeführt.

Longread plafond Gruuthusepalei foto Jan DHondt

Ein neuer Museumsparcours

Die majestätische Eingangshalle des renovierten Stadtpalastes setzt direkt den Ton für den Besuch des neuen Gruuthusemuseum. Warme und reiche neugotische Farben, eine geschnitzte Decke aus dem 19. Jahrhundert und der imposante Wandteppich 'Die sieben freien Künste' - ein Spitzenstück aus der kostbaren Sammlung Wandteppiche, begrüßt Sie und führt Sie zum ersten Saal.

Dort zeigt Ihnen das Museum die Architektur des Palastes. Ein subtil gestalteter Museumstisch steht im Mittelpunkt, ein Entwurf, der in den darauffolgenden Sälen zurückkehrt, passend zum Charakter der Wohnräume des Stadtpalastes.

Ein eindrucksvolles Modell des Palastes und der Umgebung und die flankierende Animation konzentrieren sich auf zwei andere Schwerpunkte des neuen Ansatzes. Erstens und vor allem die Aufmerksamkeit für das Taktile, mit durchdachten 'Fühlstationen' für Menschen mit einer visuellen Behinderung und auch die passende Integration von Multimedia zur Bereicherung der Basisgeschichte.

Die vielen (Wendel-) Treppen und die Aneinanderreihung von stark dekorierten und schlichten Räumen, von großen und kleinen Zimmern machen den Museumsparcours zu einer spannenden Erkundungstour. Sie spazieren in den Spuren der vielen früheren Bewohner und Benutzer des historischen Gebäudes, was Ihre Fantasie anregt und Ihnen einen direkten Zugang zur Vergangenheit verleiht.

Der Dachboden wurde Studio+
Studio+ ist kein klassischer Museumssaal. Lassen Sie sich in den komfortablen Sofas nieder oder genießen Sie den schönen Ausblick auf die Stadt. Die Bibliothek ladet Sie ein, um sich in Büchern über die Geschichte der Stadt, Comics mit Brügge als Protagonisten oder Tourismusführern umzusehen, die dazu anregen, die Stadt weiter zu erkunden. Studio + ist der Ort, an dem Sie sich kurz ausruhen oder sich mit anderen Besuchern unterhalten können.

Es ist auch der Raum, in dem das Museum seinen Partizipationsprogrammen einen Platz bietet. Es ist der Link zur heutigen Stadt. Für die erste Strecke lud Musea Brugge eine Gruppe Jugendliche ein, um gemeinsam mit vier Künstlern mit ihren eigenen Augen das Kulturerbe dieser Stelle anzusehen. Wie verleihen Sie der Sammlung eine Bedeutung? Das Projekt bekam den Namen ‘Paleisje Pimpen’. Das Ergebnis des kreativen Prozesses der Jugendlichen können Sie hier bewundern.

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Ludwig von Brügge und sein Motto ‘Plus est en vous’ als zentraler Ausgangspunkt

‘Es steckt mehr in Ihnen' oder etwas freier 'Sie können sich selbst stets übertreffen’. Plus est en vous ist die bekannte Devise von Ludwig von Brügge. Der burgundische Diplomat und Bauherr des Stadtpalastes hat einen prominenten Platz im Museum. Sein Porträt ist dort zu sehen und sein Motto bildet den roten Faden für die drei Zeiträume, die die Struktur der Aufstellung bilden. Plus est en vous gilt für jedes Stück der Sammlung in der neuen Museumspräsentation. Es steckt mehr in ihm, als Sie auf den ersten Blick sehen können. Jedes Objekt ist ein Träger von Geschichten über seine Entstehung oder den Kontext, in dem es angefertigt oder genutzt wurde.