Die Stadt Brügge hat in den Jahren 2022-2023 mit Unterstützung der Provinz Westflandern eine alte Fabrik in der Nähe des Stadtzentrums renoviert und in ein brandneues, hochmodernes Kulturerbe-Depot umgewandelt. Die Erfgoedfabriek ist die lang erwartete Antwort auf den historischen Bedarf an einem zentralen Depot für die Sammlungen von Musea Brugge, Raakvlak, dem Brügger Kostuumatelier und regionalen Sammlungen aus Brügge und dem Umland, um die ständig wachsenden Sammlungen unter optimalen Bedingungen für künftige Generationen zu erhalten.
Musea Brugge verwaltet eine Sammlung von mehr als 75 000 Objekten, von denen knapp 10 % ständig ausgestellt sind. Daher ist ein gutes Depotmanagement für unseren Betrieb unerlässlich. Vor dem Bau der Erfgoedfabriek waren unsere Depots auf mehrere historische Gebäude verteilt. Auch die archäologische Sammlung von Raakvlak war in einem historischen Gebäude untergebracht. Diese Gebäude waren zwar an den Lagerbedarf angepasst, aber schwer zugänglich, stark unterteilt und unmöglich zu klimatisieren. Außerdem wachsen die musealen und archäologischen Sammlungen jedes Jahr noch weiter. Daher war der Bedarf an einem neuen, geräumigen Depot mit optimaler Einrichtung und Klimatisierung sowie Einrichtungen wie einem Behandlungs- und Quarantäneraum groß. Die Stadt Brügge und Musea Brugge haben mit der Erfgoedfabriek eine gebündelte Antwort auf den Lagerbedarf der verschiedenen Sammlungen der Region gefunden.
Das alte Fabrikgebäude wurde völlig neu gestaltet. Das Gebäude wurde speziell für die Untersuchung und Bewahrung des Kulturerbes für künftige Generationen umgebaut und ausgestattet, und zwar unter den bestmöglichen Bedingungen.
Vom Zeitpunkt des Kaufs an war klar, dass das alte Fabrikgebäude in einen optimalen Aufbewahrungsort für diverse Sammlungen umgewandelt werden musste, von Wandteppichen, Keramik und Teetassen bis hin zu merowingischen Schwertern und historischen Pferdekutschen. Die Abteilung Gebäudeverwaltung (Stadt Brügge) war für dieses ehrgeizige Bauprojekt verantwortlich und beauftragte das Architekturbüro Claeys-Haelvoet mit dem Entwurf. Sie haben 2019 ein Gebäude entworfen, bei dem Funktionalität, zeitgemäße Erhaltung und Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen.
Nicht nur das Gebäude, sondern auch die Einrichtung ist ganz auf eine optimale Lagerung ausgerichtet. Die Erfgoedfabriek wird ein ständiger Aufbewahrungsort für viele Tausende von Sammlungsobjekten aus verschiedenen Materialien, in unterschiedlichen Formen und Größen sein. Dies erfordert eine einzigartige Depoteinrichtung. Hierfür haben wir uns mit der Firma Bruynzeel Storage Systems zusammengetan, die auch die Einrichtung der Depoträume im BRUSK übernehmen wird.
Die Erfgoedfabriek: 7355 m2 Depot- und Betriebsflächen
Die Erfgoedfabriek hat eine Gesamtfläche von 7355 m2. Der größte Teil ist ein Depotraum, in dem die archäologische Sammlung von Raakvlak und das Brügger Kostuumatelier (einschließlich der Kostüme der Heiligblutprozession und des Festzugs des goldenen Baumes) sowie später auch regionale Sammlungen ein neues Zuhause finden werden. Er beherbergt auch die größten Teilsammlungen von Musea Brugge, nämlich die Sammlung der angewandten Kunst (handwerkliche und ästhetische Gebrauchsgegenstände wie Möbel, Textilien, Geschirr usw.) und die volkskundliche Sammlung. Die empfindlichsten Sammlungen von Musea Brugge (Gemälde und Arbeiten auf Papier) werden 2025 in die Depots der neuen Ausstellungshalle BRUSK umziehen.
Insgesamt ziehen über 50 000 Museumsobjekte, 10 000 Kisten mit archäologischen Funden aus Brügge und dem Umland und über 4000 Kostüme in das neue, hochmoderne Depot ein.
Welche (Teil-)Sammlungen werden in der Erfgoedfabriek untergebracht?
Neben den Depoträumen gibt es auch Platz für die Büros von Raakvlak und andere Einrichtungen wie ein Fotostudio, einen Quarantäneraum, einen Anoxieraum bzw. Raum mit niedrigem Sauerstoffgehalt, einen Kühlraum, einen Puzzle-Raum für Scherben und einen Bildungsraum, in dem Raakvlak Schulen und Besucher empfangen kann.
Mit den neuen Depots und Arbeitsräumen in der Erfgoedfabriek bewegen wir uns im Bereich der Sammlungsverwaltung und präventiven Konservierung nicht nur ein Stückchen, sondern gleich mit Siebenmeilenstiefeln voran. Die durch die Erfgoedfabriek ermöglichte Arbeit katapultiert die Erhaltung und Verwaltung unserer Sammlungen auf ein internationales Niveau.
Die neue Erfgoedfabriek wird nämlich nicht nur den Bedürfnissen der Sammlungsobjekte viel besser gerecht, das Gebäude erleichtert auch den Zugang zu den Sammlungen. Dies fördert die Forschung von internen und externen Wissenschaftlern und führt zu mehr Wissen über die Geschichte der Stadt und der Region. Die Forschung und die Bewahrung der beweglichen, unbeweglichen und immateriellen Geschichte von Brügge werden so endlich auf eine neue Stufe gehoben und für künftige Generationen bewahrt.
Die Erfgoedfabriek soll nicht nur die Verwaltung der Kulturerbe-Sammlungen von Raakvlak, Musea Brugge und dem Kostuumatelier auf eine neue Ebene bringen. Die Erfgoedfabriek wird auch das Herzstück der Sammlungsverwaltung und der Kulturerbeaktivitäten in der Region sein. Ein Leuchtturm mit einem Lernnetzwerk, das Informationen und Fachwissen mit Kulturerbepartnern aus Brügge und Ostende austauscht.
Aus diesem Grund setzen die Kulturerbebereiche Brügge und Küstenerbe in den nächsten drei Jahren einen Projektleiter ein, um die Sammlungen und den Depotbedarf in der Region festzulegen. Alle Gemeinden im Gebiet von Brügge und Ostende werden befragt. Ziel dieses Projekts ist es, mit vereinten Kräften die Pflege des kulturellen Erbes in der Region in Angriff zu nehmen und eine Vision für eine regionale Sammlung und einen Depotbetrieb zu entwickeln, bei dem die Erfgoedfabriek eine wesentliche Rolle spielen wird. Einerseits kann es sich dabei um eine Dienstleistungsfunktion handeln, wie maßgeschneiderte Beratung, Weiterbildung und Öffnung des Behandlungsraums. Andererseits kann die Erfgoedfabriek auch als (Not-)Lager für Sammlungen dienen, die vorübergehend oder dringend untergebracht werden müssen. Und zwar nicht nur für regionale Parteien, sondern auch für andere städtische Dienste wie die Bibliothek oder das Archiv.