Schließen
Sammlungsforschung

Neue wissenschaftliche Forschungen zu Van Eycks 'Madonna des Chorherren Joris van der Paele'

Im Januar 2021 begutachtete die Universität Antwerpen (Forschungsgruppen AXES und ARCHES) das Gemälde 'Madonna des Chorherren Joris van der Paele' von Jan van Eyck im Groeningemuseum. Dabei nutzten die Forscher ein neues, selbst entwickeltes naturwissenschaftliches Verfahren: Makro-Röntgen-Pulverdiffraktions-Scanning (MA-XRPD).

20210106 onderzoek Madonnametkannunik 1

ÄLTERE FORSCHUNGEN

Bereits 2015 untersuchte die Universität Antwerpen das Gemälde mit einer anderen wissenschaftlichen Forschungstechnik, nämlich der Makro-Röntgenfluoreszenzanalyse (MA-XRF). Diese bestimmt das Vorhandensein bestimmter chemischer Elemente im Gemälde wie Blei, Kupfer oder Quecksilber. Daraus lässt sich unter anderem ableiten, welche Pigmente Van Eyck verwendet hat und wo es neuere Übermalungen gibt. Einige chemische Elemente, wie zum Beispiel Kupfer, können jedoch zahlreiche chemische Verbindungen eingehen und sind in unterschiedlichen Pigmenten enthalten. Mit MA-XRF kann man nicht mit Sicherheit sagen, um welches Pigment es sich handelt.

EINE NEUE TECHNIK

Das jedoch ist jetzt mit MA-XRPD möglich. Mit dieser Technik können verschiedene chemische Verbindungen voneinander unterschieden werden. Für die Untersuchung werden Röntgenstrahlen verwendet. Ein feiner Röntgenstrahl wird auf das Gemälde gerichtet. Die Strahlen interagieren mit den im Bild vorhandenen Stoffen und werden abgelenkt und reflektiert. Die reflektierte Strahlung weist für jede Art von Kristallstruktur ein einzigartiges Muster auf. Auf diese Weise können nicht nur bestimmte Pigmente identifiziert werden, sondern auch mögliche Abbauprozesse und Überlackierungen.

VERSCHIEDENE FORSCHUNGSFRAGEN

Das Scannen nimmt viel Zeit in Anspruch. Daher werden nur wenige kleinere Zonen untersucht, zu denen konkrete Fragen bestehen. Eine der Fragen betrifft Bleiweiß. Mit MA-XRPD wurden im 'Genter Altar' verschiedene Arten von Bleiweiß entdeckt. Mit den neuen Untersuchungen im Groeningemuseum können wir feststellen, ob Van Eyck beim Gemälde 'Madonna des Chorherren Joris van der Paele' das gleiche Bleiweiß wie beim 'Genter Altar' verwendet hat. Weitere Fragen sind zum Beispiel die Verwendung von Ultramarin, einem sehr teuren blauen Pigment, oder das Grün des Papageis und im Baldachin hinter der Madonna. Im Video unten berichten die Forscher genau, was sie entdeckt haben.

Die Forschung trägt zur kontinuierlichen Vertiefung des Wissens über unsere Sammlung bei. Einerseits ermöglicht sie neue Einblicke in den Materialeinsatz und die Arbeitsweise des Künstlers. Andererseits zeigt sie eventuell vorhandene Veränderungsprozesse in den Lackschichten auf, um – wenn möglich – schneller darauf reagieren zu können.