Im Vorfeld der Eröffnung des neuen Sammlungshubs im BRON unter dem Dach der Kunsthalle BRUSK setzt Musea Brugge voll auf die digitale Erschließung seiner Sammlungen. Hub! Vom Depot zur digitalen Sammlung (2021-2023) war neben Bereicher den Blick auf Brügge (2020-2021) und Schüler-Meister (2022-2023) ein großes Registrierungsprojekt des Kupferstichkabinetts.
Mit der Eröffnung der Kunsthalle BRUSK im Jahr 2025 erhält Musea Brugge neue Räumlichkeiten für temporäre Ausstellungen sowie hochmoderne Depots für die empfindlichsten Sammlungen. Das angrenzende BRON wird neben Arbeitsräumen für die Konservatoren von Musea Brugge auch die Museumsbibliothek und einen Konsultationsraum für Arbeiten auf Papier beherbergen.
Mit dem neuen Hub möchte Musea Brugge die Erforschung der Sammlung optimal unterstützen. Über das Digitallabor Digilabo wird mittelfristig die gesamte Sammlung der Museen digital einsehbar sein. Die Originale aus dem Kupferstichkabinett – als einzige Teilsammlung von Musea Brugge – können aus dem Depot für Forschungszwecke im Lesesaal angefordert werden.
Die Teilsammlung Kunstwerke auf Papier ist mit ca. 20.000 Objekten nach der Sammlung Volkskunde zahlenmäßig die größte von Musea Brugge. Sie wird im Kupferstichkabinett verwaltet, das derzeit in der Mariastraat untergebracht ist. Durch den Erwerb bedeutender Einzelwerke und Werkgruppen wächst die Sammlung nach wie vor schnell. Seit 2013 werden diese fragilen und selten präsentierten Werke von unseren Mitarbeitern wissenschaftlich erforscht, was unter anderem zu einer Reihe von Ausstellungen im Arentshuis führte. Jährlich empfängt das Kupferstichkabinett Wissenschaftler und Liebhaber des Kulturerbes zum Studium der Originale, und regelmäßig werden Werke von Museen im In- und Ausland als Leihgabe angefordert.
Das Projekt Hub! Vom Depot zur digitalen Sammlung befasste sich mit der Registrierung, Digitalisierung und Erschließung von vor allem Drucken und Zeichnungen, sowohl Einzelwerken als auch Alben. Dies stellt einen wichtigen Impuls für den physischen wie digitalen Ausbau des neuen Sammlungshubs dar.
Das Projekt umfasste zwei große Teilsammlungen: die von Guy Van Hoorebeke vermachte Drucksammlung und die Zeichnungssammlung der Stiftung Jean van Caloen, die als Dauerleihgabe bei Musea Brugge untergebracht ist. Die Drucksammlung umfasst mehr als 3.100 Drucke vom 16. Jahrhundert bis zu zeitgenössischen Grafiken, unter anderem Werke von Pieter Bruegel d.Ä., Ensor oder Alechinsky. Aufgrund ihres Umfangs konnten die Neuzugänge nicht gleich vollständig registriert werden, sodass im Rahmen des aktuellen Projekts eine Aufholaktion vorgesehen ist.
Darüber hinaus befasste sich ein Kollegenteam von Musea Brugge, dem Museum M Leuven, dem Museum Hof van Busleyden, der Öffentlichen Bibliothek Brügge, den Bibliotheken der KU Leuven – Dienst Digitalisierung und dem Museum Plantin-Moretus mit der Ausarbeitung einer Richtlinie für die Registrierung und Digitalisierung von Alben. Zu diesem Zweck wurden verschiedenartige Alben (u.a. mit Drucken, Zeichnungen und Fotos, lose und eingeklebt, mit und ohne Text) ausgewählt. Musea Brugge verpflichtete sich, diese unterschiedlichen Testfälle aus seiner Sammlung zu registrieren und zu digitalisieren und auf der Grundlage dieses Prozesses ein nachhaltiges Verfahren zu entwickeln. Dies führte zu einer Veröffentlichung auf CEST, der Toolbox für Standards im Bereich Kulturerbe.
Die international ausgerichtete Sammlung des Kunsthändlers Guy Van Hoorebeke umfasst zahlreiche Schätze, von Drucken aus dem frühen 16. Jahrhundert von Lucas van Leyden bis zu Werken des zeitgenössischen französischen Künstlers Erik Desmazières (°1948). Mit dem Grundstock seiner Sammlung legte Van Hoorebeke die Messlatte sofort hoch, als er 1979 Drucke aus der berühmten Serie von Porträts von Fürsten, Staatshäuptern, Militärs, Gelehrten und Künstlern erwarb, der Iconographie von Anthonis van Dyck (1599-1641). Sein Schwerpunkt lag stets auf alten Drucken, aber es gelang ihm auch, bedeutende Ensembles moderner Künstler wie Mortimer Menpes (1860-1938) und Jules de Bruycker (1870-1945) zu erwerben. Van Hoorebeke sammelte in hohem Tempo und kaufte auf bedeutenden Auktionen, wie denen der Herzöge von Devonshire und des Fürsten zu Fürstenberg. Drucke aus seinem Handel wurden in alle Welt verkauft. Als er 2004 sein Geschäft aufgab, widmete er sich ganz seiner persönlichen Grafiksammlung, die 2014 bei Musea Brugge eine neue Heimat fand. Entdecken Sie online die Drucksammlung Van Hoorebeke.
Musea Brugge hatte 2022 das große Vergnügen, die Verwaltung der Zeichnungssammlung der Stiftung Jean van Caloen übernehmen zu können. Die Sammlung umfasst mehr als 1.900 einzigartige Zeichnungen und 44 Skizzenbücher. Die Werke stammen aus dem 16. bis 20. Jahrhundert, darunter zahlreiche Meisterwerke aus belgischen und niederländischen, aber auch französischen und italienischen Schulen. Einige Zeichnungen haben einen Bezug zu Brügge oder Werken aus dem Kupferstichkabinett. Zwischen dem 17. und 22. Mai 2022 fand eine kleine Ausstellung mit sieben Meisterwerken aus der Sammlung statt. Im Rahmen dieses Projekts wurden die Zeichnungen digital katalogisiert und inventarisiert. 2024 wurden die Werke auf unserer Website online zugänglich gemacht, sodass sie für jedermann einsehbar und durchsuchbar sind. Entdecken Sie online die Zeichnungen der Sammlung Jean van Caloen.
Die Registrierung der Werke auf Papier ging Hand in Hand mit ihrer Konservierung. Sie wurden mit säurefreien Passepartouts oder Umschlägen versehen und bei Bedarf in säurefreien Boxen gelagert. Wo nötig, wurden Behandlungen wie Trockenreinigung, Stabilisierung und Entfernung von Klebeband- oder Leimresten durchgeführt. Diese konservatorischen Maßnahmen waren unerlässlich, um den Verfall der Objekte zu verhindern und sie für die Zukunft zu sichern.
Bei der Registrierung wurden die Werke auf Papier außerdem auch digitalisiert. Ein externer Fotograf wurde beauftragt, die Werke konform den Richtlinien von Metamorfoze light zu fotografieren. Drei Jahre lang wurden zehn Tage pro Jahr für Aufnahmen im Kupferstichkabinett von Musea Brugge reserviert. Dabei wurde eine variable Kameraaufstellung verwendet, die für die unterschiedlichen Abmessungen der Objekte geeignet war. Die digitalisierten Bilder wurden im Digital Asset Management System von Musea Brugge gespeichert und über IIIF vollständig verfügbar gemacht. Dadurch können die Objekte online gesucht und studiert werden und sind für ein breites Publikum zugänglich. Weitere Details zur Digitalisierung und Zugänglichkeit der Werke finden Sie auf der Website von FARO.
Das Projekt Hub! Vom Depot zur digitalen Sammlung wurde von der flämischen Regierung unterstützt, die flämischen Kulturerbe-Einrichtungen Fördergelder für Maßnahmen zur digitalen Sammlungsregistrierung gewährt. Die flämische gemeinnützige Organisation meemoo, das Kompetenzzentrum für digitales Kulturerbe in Flandern und Brüssel, koordiniert alle geförderten Projekte und stellt ihre Expertise zur Verfügung.
Möchten Sie mehr über das Projekt „Verreichere den Blick auf Brügge“ erfahren? Dann klicken Sie hier.