Dieser lange Tisch auf Böcken ist eines der auffallendsten Stücke des Museums. Er misst etwas mehr als acht Meter, und die Platte ist aus 1 Stück Eichenholz gefertigt. Auf der Seite steht ein Datum: 1424. Das Praktische an einer solchen Tafel ist, dass man sie bequem aufräumen kann, indem man die Tischplatte abhebt und die Böcke, in diesem Fall vier Stück, zusammenklappt und an die Wand stellt. Vermutlich stand sie einst im Speisesaal der Schwestern. Meistens wurde eine Tischdecke darüber ausgebreitet. Diese Art von Tisch kam im fünfzehnten Jahrhundert häufig vor und ist immer wieder auf Gemälden dieser Zeit zu sehen.
Dieses wertvolle Kleinod von Ende des fünfzehnten Jahrhunderts war vermutlich eine Auftragsarbeit einer Schwester aus dem Kloster Unserer Lieben Frau ter Potterie. Die Religiöse wird kniend im typischen Gewandt der Augustinerinnen jener Zeit abgebildet. Die Hauptfigur ist einer der sieben Erzengel, der heilige Michael. Er kämpft mit zwei Dämonen, von denen einer vom ihm zertrampelt wird. Ungewöhnlich ist, dass er keinen Harnisch trägt, sondern in der liturgischen Kleidung eines Priesters dargestellt wird. Lange Zeit wurde die Tafel aus Eichenholz der Werkstatt von Memling (ca. 1435-1494) zugeschrieben. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass sie wohl eher von dem Brügger Meister der Ursulalegende angefertigt wurde.
Wunder und Gunsterweisungen wurden häufig aufgeschrieben, um so die Macht des Heiligen und die Authentizität des Wunders zu bekräftigen und außerdem für die Nachwelt zu erhalten. Auf diese Wiese entstand auch das Mirakelbuch U.L.F. ter Potterie, das sich in der Vitrine im Gang neben der Kirche befindet. Das Buch ist mit 18 Federzeichnungen illustriert, die die wichtigsten Wunder darstellen, die die Statue U.L.F. ter Potterie bewirkte. Über jeder Zeichnung stehen einige Zeilen Text, die auf Niederländisch, in Versform, die Geschehnisse beschreiben. Es werden in dem Text die Namen der Betroffenen und die Daten angegeben, an denen die Wunder geschahen, um den Wahrheitsgehalt extra zu betonen. Aufgrund der Wasserzeichen in dem Papier wird das Mirakelbuch auf 1520-21 datiert. Die Frisuren und Kleidertracht der Figuren bestätigen dies. Der Autor und der Illustrator des Buches sind unbekannt, doch wurden Wunder meistens von den verantwortlichen Geistlichen notiert. Die Kombination aus Text und Zeichnung ist durchaus besonders. Mirakelbücher enthalten meistens nur Text. Um die Wunder einem größeren Publikum bekannt zu machen, darunter eine große Zahl an Analphabeten, verwendete man meistens andere Medien wie Gemälde und Wandteppiche. Vermutlich gab es Mirakelgemälde von U.L.F. ter Potterie, doch diese sind nicht erhalten geblieben.
Auf dem Hauptaltar im Marienschiff der Kirche aus dem 17. Jahrhundert steht die Mirakelstatue U.L.F. ter Potterie. Die Steinskulptur gehört zu den ältesten Bildhauerwerken in Brügge und stammt von ca. 1270-1280. Aus den Quellen ist ersichtlich, dass diese ursprünglich vergoldete Madonna schon früh intensiv verehrt wurde. Die Statue stand früher vermutlich an der Außenseite der Kirche, hinter Gittern geschützt. Die Verehrung der Statue erreichte 1499 einen Höhepunkt, als das erste von der Skulptur bewirkte Wunder geschah. Ihre Wunder werden auf den Wandteppichen, den Glasfenstern und in dem Mirakelbuch dargestellt.