Rik Wouters war ein Pionier der modernen Kunst. Er studierte Bildhauerei, entschied sich aber bald für das Malen und Zeichnen. Ausgehend vom Impressionismus entwickelte er eine Form des Fauvismus, die sich durch intensive Farben, starke Vereinfachungen und einen lockeren, instinktiven Pinselstrich auszeichnet.
Edgard Tytgat und Jean Brusselmans gehörten vor dem Ersten Weltkrieg zum Freundeskreis um Rik Wouters. Anfänglich von ihm beeinflusst, entwickelten sie ab den 1920er-Jahren ihre eigene Formensprache.
In Edgard Tytgats Werk bildete sich ein ausgesprochen linearer und naiver Charakter heraus. Seine Inspirationsquellen waren alltägliche Dinge, die Welt der Zirkusse und Kirmessen, Folklore sowie erotisch angehauchte orientalische Märchen, die er mit bizarren Fantasien vermengte.
Jean Brusselmans schuf fern von allen Kunstströmungen ein eigenwilliges Œuvre. Er entwickelte einen synthetischen Stil, bei dem jede Form vereinfacht und die Komposition ausgewogen und durchdacht aufgebaut ist. Sein ganzes Leben blieb er bestimmten Themen treu: Landschaften, Seestücken, Stillleben und Porträts.
Tytgats eigenwilliger Expressionismus mutet naiv an und hat oft eine erotische Note. So wie diese bizarre Szene, inspiriert von den Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Die flatternde Banderole verkündet „Amour et bonté“ („Liebe und Güte“). Das muss ironisch sein, denn wir sehen einen Reiter mit einem Säbel, seinen schwarzen Helfer und zwei gefesselte Sklavinnen, die von einer verängstigten Frau beobachtet werden. Wie bei Träumen ist die Szene offen für verschiedene Interpretationen.
Die bizarre Szene, die Sie hier sehen, geht auf die orientalischen Märchen aus Tausendundeiner Nacht zurück. „Amour et bonté“, verkündet die flatternde Banderole, „Liebe und Güte“. Das muss Ironie sein. Denn wir sehen einen Reiter mit einem Krummsäbel, eine angekettete, nackte Sklavin und einen dunkelhäutigen Helfer. Hinter ihnen liegt eine teilweise verhüllte gefesselte Frau. Bei ihrem Anblick hält sich die Frau rechts die Ohren zu. Hinten links ist eine Bettszene in einer Art Zelt zu sehen. Ob das ein Traum einer der Figuren ist?
Bizarr, erotisch, fantasievoll, ein Stil, der naiv wirkt – solche und ähnliche Beschreibungen passen zu vielen von Tytgats Werken.
Die intensiven Farben dieses fauvistischen Porträts trug Rik Wouters mit schnellen Pinselstrichen auf, während er das Licht mit den unbemalten Stellen der Leinwand einfing. Gabriëlle Giroux und ihr Mann Georges hatten ein Modegeschäft und eine Galerie in Brüssel. Sie bewunderten Wouters' Werk, boten ihm einen Vertrag mit Monatslohn an und organisierten 1914 eine Einzelausstellung mit seinen Werken.
Wie in seinem gesamten Schaffen versucht Wouters auch bei diesem Gemälde, das Licht einzufangen: mit flimmernden, intensiven und kontrastreichen Farben, mit schnellen, nervösen Pinselstrichen und indem er Ölfarbe mit Terpentin mischt. Und auch, indem er Teile der Leinwand unbemalt lässt. Das hatte Rik Wouters in Paris bei Paul Cézanne gesehen. Das Ergebnis ist ein schönes Beispiel für Wouters' fauvistische Kunst.
1914 organisieren die Giroux' eine Einzelausstellung mit Werken von Rik Wouters. Sie wird ein großer Erfolg, doch im selben Jahr bricht der Erste Weltkrieg aus, und zwei Jahre später stirbt Rik Wouters in Amsterdam an Krebs. Er ist dann 33 Jahre alt.
Wouters war als Maler Autodidakt, hatte jedoch Bildhauerei studiert. Diese überlebensgroße Skulptur stellt Nel, seine Frau und lebenslange Muse, dar. Sie trägt Alltagskleidung und hat die Arme verschränkt. Das ursprüngliche Gipsmodell, von dem nach Wouters' Tod zwölf Exemplare in Bronze gegossen wurden, wird in Brüssel aufbewahrt.
Gekleidet in ein auffälliges schwarz-weiß kariertes Kleid liest die Frau des Malers in einem häuslichen Interieur. Brusselmans ließ sich oft von seiner unmittelbaren Umgebung inspirieren, und viele Objekte tauchen in seinem Werk immer wieder auf, etwa die Muschel oder die Büste, eine Kopie von Michelangelos Skulptur Sterbender Sklave. Er arrangierte Flächen, Linien, Formen, Strukturen, Raster und Farben zu einem ausgewogenen Ganzen.
Jean Brusselmans ließ sich häufig von seiner unmittelbaren Umgebung inspirieren, so auch bei diesem Bild. Viele der Objekte tauchen auch in anderen Arbeiten von ihm auf, etwa die Muschel auf dem Tisch und die Büste, eine Kopie von Michelangelos Skulptur Sterbender Sklave. Und eigentlich ist auch Marie quasi ein Objekt.
Bei Stillleben ist die Komposition sehr wichtig. So auch hier: Alles ist sorgfältig arrangiert und ergibt ein ausgewogenes Ganzes, das fast schematisch anmutet. Flächen, Linien, Formen, Strukturen, Muster, Farben: sie interessieren Brusselmans weit mehr als Emotionen. Für viele seiner expressionistischen Zeitgenossen bilden Gefühle jedoch das Kernstück der Malerei. Der eigenwillige Brusselmans wollte sich daher auch nicht zum Expressionismus gerechnet wissen.
Immer wieder hat die Familie mit Armut zu kämpfen, denn viele Werke kann Jean Brusselmans nicht verkaufen. Einer seiner wenigen Sammler ist der Kortrijker Industrielle Tony Herbert. Aus seiner Sammlung erwarb das Museum zahlreiche Meisterwerke für seine Teilsammlung „Flämischer Expressionismus“.
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