Groeningemuseum - Saal 3A

Groeningemuseum - Saal 3A

Groeningemuseum
  • Mit seinem Urteil des Kambyses schuf Gerard David das erschütterndste Werk der Sammlung der Musea Brugge. Es entstand für das Rathaus, wo es als exemplum iustitiae vor unlauterer Rechtsprechung warnen sollte. Das Diptychon wird seine Funktion sicherlich erfüllt haben, denn bis heute brennt es sich der Netzhaut jedes Betrachters ein.

    David und seine Zeitgenossen waren inspiriert von ihren Vorgängern, den altniederländischen Meistern, und arbeiteten weiterhin in deren detailliertem und realistischem Stil. Das Interesse an der Landschaft nahm noch weiter zu, wie Taufe Christi zeigt.

    Ambrosius Benson, der aus der Lombardei nach Brügge kam, arbeitete zunächst in Davids Werkstatt und ließ sich später als unabhängiger Meister nieder. In Anlehnung an die Schule Leonardo da Vincis brachte er einen Stil mit starken Hell-Dunkel-Kontrasten nach Brügge, das sogenannte Chiaroscuro. Der allmähliche Übergang von Hell zu Dunkel wird als Sfumato bezeichnet; diesen Stil übernahmen unter anderem von Adriaen Isenbrant und Pieter Claeissens I.

  • Diese Arbeit demonstriert Isenbrants Talent für Porträts. Leider ist die Identität des ins Gebet vertieften Porträtierten unbekannt. Häufig bieten die Heiligen im Hintergrund einen Anhaltspunkt. Hier sind es Paulus mit Schwert und Petrus mit Buch und Schlüssel. Sie sind die Schutzheiligen oder Namenspatrone des Auftraggebers. Es handelt sich um den rechten Flügel eines Diptychons. Die linke Tafel zeigte vermutlich Maria.

  • Neben der Jahreszahl 1518 stehen der Name und das Alter des Porträtierten: Paulus de Nigro, 36. Er war ein genuesischer Schiffsversicherer, der sich in der internationalen Handelsstadt Brügge aufhielt. Möglicherweise war dies der linke Flügel eines Triptychons mit einer religiösen Szene in der Mitte und rechts de Nigros Frau oder einem Heiligen.

  • Maria und Jesus sitzen auf einem prächtigen Thron mit Renaissance-Ornamenten, die die neueste Mode widerspiegeln. Medaillons, die auf Stichen Dürers beruhen, zeigen Szenen aus dem Leben Marias. Rechts die Heimsuchung, die Verkündigung und der zwölfjährige Jesus im Tempel. Links die Erscheinung Jesu vor Maria und ihre Himmelfahrt. Die Pilaster zeigen die Anbetung der Könige (links) und der Hirten (rechts). Die Figuren von Maria und dem Kind gehen auf eine verschollene Tafel von Hugo van der Goes zurück.

  • Dieses monumentale Diptychon über den korrupten Richter Sisamnes malte David im Auftrag der Brügger Schöffen, die damals auch als Richter tätig waren. Links ist die Bestechung und Verhaftung durch König Kambyses zu sehen, rechts die Strafe: Sisamnes wird lebendig gehäutet. Mit seiner Haut wird der Stuhl seines Sohnes bezogen, der ihm als Richter nachfolgt. Eine klare Warnung an die Richter, gerecht zu handeln! Solche Gerechtigkeitsszenen schmückten viele flämische Rathäuser, in denen Recht gesprochen wurde. Damit sich die Betrachter besser einfühlen können, gab David der antiken Geschichte ein zeitgenössisches Gepräge.

    Bei diesen beiden zusammengehörenden Tafeln fällt der Blick sofort auf die grausame Darstellung auf der rechten Seite: öffentlich wird dort ein Mann bei lebendigem Leibe gehäutet. Die Geschichte, die der Maler Gerard David hier erzählt, beginnt auf der linken Tafel. Dargestellt wird sie im Brügge des 15. Jahrhunderts, doch handelt die Geschichte in der Antike.

    Szene 1 spielt sich oben links in der Türöffnung ab: ein Richter bekommt heimlich eine Geldbörse zugesteckt. Er ist also korrupt! Das führt zu Szene 2, im Vordergrund: der Richter wird verhaftet. Der Mann, den der Unglückliche ansieht, ist ein König, wie Sie an seiner prunkvollen Kleidung erkennen können. Auch die anderen Anwesenden sind typisch für das 15. Jahrhundert gekleidet. Szene 3, auf dem rechten Gemälde, zeigt die grausame Bestrafung des Richters, ebenfalls in Anwesenheit des Königs. Die Schlussszene ist oben rechts zu sehen: der Sohn des Richters hat dessen Nachfolge angetreten. Er sitzt auf einem Richterstuhl, der mit der Haut seines Vaters bespannt ist.

    Die Geschichte, die Gerard David hier abbildet, stammt aus dem antiken Persien und ist aus griechischen und lateinischen Quellen überliefert. Der Richter heist Sisamnes, der König Cambyses. Doch bei David ereignet sich der Vorfall in Brügge! Links ist die Poortersloge zu erkennen, der Sitz der Bürger- und Händlerloge, und rechts das Rathaus. Antike Geschichten in einem zeitgenössischen Setting – das gibt es auf alten Gemälden häufig. Doch in diesem Fall hatte es damit eine besondere Bewandtnis, denn das kostbare Werk, das die Stadt eigens bei Gerard David bestellt hatte, hing im Gerichtssaal des Brügger Rathauses. Sisamnes' grausames Schicksal sollte die Brügger Herren Richter ständig daran erinnern, was von ihnen erwartet wurde: absolute Unbestechlichkeit!

  • Johannes tauft Christus im Jordan. In diesem Moment bricht der Himmel auf, und Gott erscheint mit den Worte: „Dies ist mein Sohn.“ Im Hintergrund sehen wir denselben Johannes in zwei weiteren Szenen, predigend und Christus vorstellend. Die schöne Landschaft ist ein Meilenstein in der Geschichte der flämischen Landschaftsmalerei. David malte das Triptychon im Auftrag des Brügger Notars Jan de Trompes und seiner ersten Frau Elisabeth van der Meersch, die beide auf den Seitenflügeln dargestellt sind. Auf den Flügelaußenseiten sind auch Jans zweite Frau, Magdalena Cordier, und ihre Tochter abgebildet.

    Wir verlassen jetzt allmählich die Epoche der altniederländischen Malerei. Gerard David, der Maler dieses Triptychons, ist um 1500 einer der letzten Vertreter dieser Schule in Brügge. Sie erkennen den typischen Detailrealismus, etwa an der weitläufigen Landschaft mit Felsen und Bäumen, die sich über alle drei Tafeln erstreckt. Auch ein Beispiel für ein Gruppenporträt kennen Sie bereits, das Triptychon mit den Auftraggebern und deren Kindern auf den Flügeln. Man erwartet also ein religiöses Thema.

    Zu sehen ist Jesus, wie er im Jordan von dem Mann getauft wird, der sein Kommen angekündigt hatte: Johannes der Täufer. Links von beiden hält ein Engel die Kleidung Jesu bereit. Beachten Sie das reich verzierte Gewand. Im Hintergrund predigt Johannes und stellt Christus vor. Über Christus ist eine Taube abgebildet – der Heilige Geist – und über der Taube Gottvater. Zusammen bilden sie die Dreifaltigkeit: ein Gott in drei Gestalten.

    Gerard David malte dieses Werk für den Mann auf der linken und die Frau auf der rechten Seite: Jan de Trompes war ein wichtiger Brügger Politiker, Elisabeth van der Meersch war seine erste Frau. Sie werden von ihrem Namenspatron begleitet: neben Jan de Trompes steht Johannes der Evangelist, neben seiner Frau Elisabeth erscheint Elisabeth von Ungarn. Das Ehepaar hatte einen Sohn und vier Töchter. Das geschlossene Triptychon zeigt außen Jans zweite Frau, Magdalena Cordier, und deren Tochter. Maria Magdalena stellt sie an Maria und Jesus vor.

    Bewundern Sie noch ein letztes Mal den erstaunlichen Realismus der Altniederländer, auch in den Bäumen, Pflanzen und Blumen. Die Natur war schließlich Gottes Schöpfung, daher stellte man sie gern in ihrer ganzen Pracht dar. Gerard Davids Triptychon ist nicht zuletzt auch ein Meilenstein in der Geschichte der Landschaftsmalerei.

  • Das Œuvre Ambrosius Bensons ist schwer zu überblicken, da es nur zwei Gemälde mit dem Monogramm AB gibt. Hier steht es auf dem Stein unten links, neben der Jahreszahl 1527. Jesus ist in der Gesellschaft seiner Eltern und seines Cousins Johannes. Der verschleierte Sfumato-Stil von Marias Gesicht, die dunklen Schatten und die skulpturalen Figuren verraten Bensons italienische Herkunft.

    Sehen Sie sich zuerst den Stein in der Ecke unten links an. Auf ihm stehen die Buchstaben AB und das Jahr 1527. Und so kennen wir nicht nur das Entstehungsjahr, sondern auch den Maler dieser Tafel: Ambrosius Benson, zusammen mit Jan Provoost einer der wichtigsten Brügger Maler in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Benson stammte aus Norditalien, ließ sich 1518 in Brügge nieder und wurde bereits ein Jahr später Freimeister mit eigener Werkstatt.

    Benson arbeitete sowohl für die Stadtverwaltung als auch für den freien Markt. Gemälde mit beliebten Motiven, so wie dieses, konnten Maler quasi in Serie anfertigen. Wir sehen hier Josef, Maria, den kleinen Jesus und seinen etwas älteren Cousin Johannes, der das Kommen des Messias ankündigte.

    Sehen Sie sich Marias Gesicht an, das Benson in weichem Sfumato malte. Diese Technik kennen wir unter anderem von seinem berühmten Vorgänger Leonardo da Vinci. Benson kam aus der Lombardei, wo auch da Vinci arbeitete und den größten Teil seines Lebens verbrachte. Die dunklen Schatten, die südlichen Farben, das Jesuskind, die wie gemeißelten Figuren, die gesamte Komposition … – alles mutet ausgesprochen italienisch an.

    Zurück zu dem Stein unten links. Wir kennen nur zwei Gemälde von Ambrosius Benson mit dem Monogramm AB, darunter dieses. Das Werk ist daher für die Kunsthistoriker sehr wichtig, um Bensons andere Werke und die seiner Werkstatt zeitlich zuordnen zu können.

  • Maria Magdalena ist an ihrem Salbentiegel mit dem Öl zu erkennen, mit dem sie die Füße Christi salbte. Sie war eine Prostituierte, doch Jesus verteidigte sie und vergab ihr ihre Sünden. Der norditalienische Benson malte diese beliebte Heilige sicherlich zwanzigmal, mal mit einem Salbentiegel, mal mit einem Buch. Der starke Hell-Dunkel-Kontrast ist charakteristisch für seinen Stil.

  • Diese intime „Nahaufnahme“ bediente die wachsende Nachfrage der Gläubigen nach menschlichen Darstellungen der Heiligen Familie. Jesus legt seinen Arm um den Hals seiner Mutter und nimmt eine Walnuss aus der Schale, die Joseph ihm hinhält. Mit solchen lieblichen Tafeln hatte die Brügger Werkstatt des aus der Lombardei stammenden Benson im 16. Jahrhundert viel Erfolg.

  • Das Thema dieses Gemäldes, die Verherrlichung der Jungfrau, wurde damals in Brügge häufiger gewählt. Engel vertreiben die Wolken, sodass Maria mit dem Kind in einer Aureole aus Licht über drei Propheten und zwei Sibyllen mit Prophezeiungen und Vorhersagen auf Banderolen erscheint. Viele von seinen Kompositionen und Motiven, etwa die Sibyllen, griff Benson in anderen Werken in anderer Bedeutung wieder auf.

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1/10
  • Um 1500 – Gerard David
  • Stifter mit den heiligen Petrus und Paulus
  • Porträt des Paulus de Nigro
  • Maria mit Kind
  • Urteil des Kambyses 🎧2
  • Taufe Christi 🎧10
  • Heilige Familie mit Johannes dem Täufer 🎧15
  • Maria Magdalena
  • Heilige Familie
  • Deipara Virgo (Die Verherrlichung Maria)

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