In Brügge wurde die Malerei im 17. Jahrhundert von Jacob van Oost I dominiert. Er verbrachte mehrere Jahre in Italien, wo er stark vom Werk Caravaggios beeinflusst wurde. Im Geist der Gegenreformation schuf Van Oost zahlreiche Altarbilder für Kirchen und Klöster in Brügge, außerdem war er beim Bürgertum ein gefragter Porträtist. Auch sein Sohn Jacob van Oost II machte sich einen Namen als Brügger Porträt- und Historienmaler.
Die flämische Barockmalerei zeigt eine auffällige Tendenz zur Spezialisierung. In den großen Kunstzentren Antwerpen und Brüssel verlegten sich einige Künstler auf monumentale Historienbilder mit geschichtlichen, biblischen oder mythologischen Szenen.
Andere spezialisierten sich auf Porträts, Landschaften, Genrebilder – Gemälde mit Alltagsszenen – oder Stillleben, und wieder andere auf Subgenres des Stilllebens, wie Blumenstücke, Früchtestillleben, Tierstücke oder Trompe-l’Œils, in denen häufig Vanitas- oder Vergänglichkeitssymbole verwendet wurden.
Die unterschiedlichen Genres waren bei Kunstsammlern sehr beliebt und stellten einen bedeutenden Teil ihrer Kunst- und Wunderkammern dar.
Diese Kopie nach einem Werk von Anthony van Dyck zeigt die alttestamentliche Geschichte von Samson und Dalilah. Das Geheimnis von Samsons Stärke lag in seinen Haaren; Dalilah verführte ihn, ihr dieses Geheimnis zu verraten, anschließend verriet sie ihn, indem sie ihm nachts die Haare abschnitt. Das Bild zeigt den Moment, in dem die Philister den geschwächten Samson überwältigen.
Diese Komposition geht auf einen Wandteppichentwurf von Rubens mit dem griechischen Helden Achilles zurück. Um zu verhindern, dass er im Trojanischen Krieg getötet würde, versteckte seine Mutter ihn, als Frau verkleidet, auf einer Insel, wo er unter den Töchtern des Königs lebte. Griechische Heeresführer, die sich als Kaufleute ausgaben, entlarvten ihn: Achilles verriet sich, als er aus den angebotenen Waren die Waffen wählte.
Im Mittelpunkt, unter dem Pfau, ist die Hauptfigur zu sehen. Sie ist wie eine Frau gekleidet, trägt aber Helm und Dolch und ist sichtbar ein Mann. Es ist der griechische Held Achilles. Achilles' Mutter weiß, dass ihr Sohn im Trojanischen Krieg sterben wird. Um das zu verhindern, versteckt sie ihn auf einer Insel bei einem König mit sieben Töchtern. Dort lebt Achilles als junge Frau verkleidet.
Bis schließlich zwei griechische Krieger sein Versteck entdecken und eine List erdenken, um den unverzichtbaren Achilles nach Troja zu holen. Als angebliche Händler haben sie Geschenke für die Prinzessinnen mitgebracht. Als jede ihr Geschenk wählen darf, verrät sich Achilles, denn er nimmt den Helm und den Dolch, die die beiden wohlweislich zu den Geschenken gelegt hatten. Genau dieser Moment ist hier zu sehen. Die beiden Griechen, darunter Odysseus, der die List ersonnen hatte, sind links im Bild.
Es gibt noch eine zweite Hauptfigur. Sie steht rechts im Licht, sieht traurig aus und beachtet die Geschenke nicht. Es ist Deidameia, eine der sieben Königstöchter. Achilles hat eine geheime Beziehung und zwei Kinder mit ihr.
Am Anfang des Kommentars ging es um die Verbindung zwischen Quellinus und Rubens. Quellinus ist zwar von Rubens beeinflusst, geht aber durchaus eigene Wege: Sein Stil ist ruhiger und klassischer als Rubens' üppiger Barock, was sich auch in diesem Gemälde von 1643 deutlich zeigt.
Laut der biblischen Geschichte beschuldigten zwei alte Richter die keusche Susanna fälschlich des Ehebruchs, nachdem sie sich weigerte, auf ihre Annäherungsversuche einzugehen. In diesem Gerechtigkeitsbild liegt der Nachdruck auf dem gerechten Eingreifen des weisen Propheten Daniel. Er entlarvte die Greise, indem er sie einzeln nach Details befragte, und sie widersprüchliche Antworten gaben. Für ihre Lügen und ihren Machtmissbrauch wurden sie zum Tod verurteilt.